Informationen zum Industriegebiet und Bürgerentscheid

Kategorie: Verfahren

Faktencheck

Lesezeit: 6 Min.

Fakten zum Industriegebiet Rosenloh wurden bisher nur wenig bekanntgegeben.

Als Unternehmer frage ich mich, warum keine nachvollziehbare Finanzplanung veröffentlicht wird. Immerhin zeigen Studien, dass Kommunen bei neuen Gewerbegebieten langfristig oft Geld drauflegen.

Dirk Unkelbach

Genau betrachtet, weiß die Öffentlichkeit bisher nur, was, wo und wie groß geplant ist. Sie weiß beispielsweise nicht, dass Grundstückseigentümer keine Enteignungen für den Bau von Gewerbeflächen befürchten müssen.

Vor allem bleibt der finanzielle Aspekt bisher ohne Fakten unterlegt!

– Die „große Chance“ für Weilheim durch Cellcentric wird nicht durch eine transparente und nachvollziehbare Finanzplanung untermauert.

– Studien zeigen immer wieder: Erwartete Einnahmen werden meist deutlich überschätzt und die tatsächlichen laufenden Ausgaben oft unterschätzt.

– Entgegen der landläufigen Meinung erhalten Gemeinden nur einen Teil der Gewerbesteuern. Ein bedeutender Anteil muss nach einem wechselnden und komplizierten Schlüssel u.a. an den Kreis und für den kommunalen Finanzausgleich abgeführt werden und reduziert den finanziellen Spielraum weiter.

Nein zum Industriegebiet, weil…

Weil Boden nicht Dreck, sondern unsere Lebensgrundlage ist.

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… unsere Lebensmittel auf Äckern wachsen, nicht im Supermarkt.

… in Weilheim 30 Hektar landwirtschaftlicher Boden unwiederbringlich verloren gehen würden.

… wir mit jedem verlorenen Quadratmeter Acker noch abhängiger von Lebens- und Futtermittel-Importen werden, als wir es heute schon sind.

jeder vernichtete Quadratmeter fruchtbaren Bodens bei uns in ärmeren Ländern Urwaldrodungen verursacht, nur um unsere Lebens- und Futtermittel anzubauen.

… importierte Lebensmittel klimaschädlich bis zu uns transportiert werden müssen.

… Lieferengpässe durch eine Pandemie, einen Schiffsunfall im Suez-Kanal und sogar Kriege keine Panikmache, sondern leider sehr real geworden sind.

… die Qualität und Verfügbarkeit lokaler Lebensmittel gesünder, ökologischer und nachhaltiger ist als alle Alternativen.

… ein intakter Boden der günstigste und nachhaltigste CO2- Speicher ist, den wir uns wünschen können.

… wir darum dem Boden endlich den Wert und Schutz zukommen lassen sollten, den er als unsere Lebensgrundlage verdient!

Weil uns die Politik seit Jahrzehnten ein Ende des Flächenverbrauchs verspricht, in der Realität aber unbeirrt auf hohem Niveau weiter Flächen versiegelt.

Quelle: https://www.statistik-bw.de/BevoelkGebiet/GebietFlaeche/01515310.tab?R=GS116070
https://www.region-stuttgart.org/index.php?eID=dumpFile&t=f&f=2022&token=4654a0fa885cabc889e2e1e66f6b6d2712731ad7

… wir endlich die selbsttrügerischen Vorwände überwinden müssen, wie: „wenn wir nicht bauen, dann machen es die Anderen“

… oder „nur noch dieses eine Baugebiet, dann ist Schluss …“

… das Rosenloh für viele Anwohner Erholungsraum, Sportstätte und der Ort für eine Pause in der Natur direkt vor der Haustür ist, welcher durch ein Industriegebiet unwiederbringlich zerstört würde.

… Neubaugebiete, Autobahnausbau- und Schnellbahntrasse schon seit Jahrzehnten immer mehr am heute noch ländlichen und daher lebenswerten natürlichen Umfeld Weilheims nagen.

… die Entwicklung des lokalen Gewerbes durch Nachverdichtung erfolgen sollte. Erst dann dürfen Neuausweisungen und diese nur mit echten Ausgleichmaßnahmen erfolgen.

… die sogenannten „Ausgleichsmaßnahmen“ die endgültige Zerstörung riesiger natürlicher Flächen in Wirklichkeit niemals wieder gut machen.

… wir Weilheimer Bürgerinnen und Bürger hier uns ganz konkret für einen verantwortungsbewussteren Umgang mit wertvollen Ackerflächen entscheiden können!

Weil „klimafreundlich“ häufig als Argument missbraucht wird

Quelle: https://www.vcoe.at/publikationen/vcoe-factsheets/detail/vcoe-factsheet-2020-02-gruenen-wasserstoff-sinnvoll-im-verkehr-einsetzen

… eine Technologie nur dann als „klimafreundlich“ bezeichnet werden sollte, wenn sie wirklich in ihrem Gesamtprozess nachhaltig mit Ressourcen umgeht.

… im Fall von Wasserstoff bis zu 70% der eingesetzten Energie für Herstellung, Transport, Lagerung und Umwandlung (Brennstoffzelle) verschwendet und für den Schwerlast-Fernverkehr am Ende nur etwa 30% „klimafreundlich“ genutzt werden.

Quelle: https://www.zukunft-mobilitaet.net/

der Schwerlast-Fernverkehr auf die Schiene gehört.

… bei uns auch langfristig keine ausreichenden Mengen „grüner“ Wasserstoff aus nachhaltigen Energiequellen gewonnen werden kann, sondern fossile Energieträger wie Kohle, Erdgas eingesetzt werden müssten.

… der „grüne“ Wasserstoff aus regenerativen Energien deshalb mit Tankschiffen teuer und klimaschädlich z.B. aus Australien oder Namibia importiert werden muss, wir uns energetisch noch weiter von anderen Ländern abhängig machen.

… die in Weilheim hergestellten Brennstoffzellen anschließend klimaschädlich über die Straße zur Fabrik für die Endmontage transportiert werden müssten.

… es keinen klimafreundlichen Bahnanschluss für das Industriegebiet Rosenloh gibt.

Weil leider nicht jede Technologie und nicht jeder Arbeitsplatz eine rosige Zukunft hat, auch wenn die Werbung vielversprechend „Zukunftstechnologie“ ankündigt.

… viele Experten (z.B. Patrick Plötz vom renommierten Fraunhofer) für zu teuer halten und gar nicht erst einsetzen wollen sowie die Zukunft in der effizienteren Batterietechnologie sehen.

… der notwendige Aufbau einer zusätzlichen teuren Tankstellen- Infrastruktur für Wasserstoff eher unwahrscheinlich und kaum finanzierbar sein dürfte.

Zur Erreichung der Klimaschutzziele für den Verkehrssektor kann Wasserstoff als Kraftstoff selbst unter optimistischen Bedingungen nur einen geringen Beitrag leisten. In mobilen Anwendungen muss der Wasserstoff zudem in Tanks gespeichert werden. Hierzu muss er aufwändig unter Energieverbrauch komprimiert oder durch Abkühlung verflüssigt werden. 

Quelle: www.umweltbundesamt.de

… aus allen diesen Gründen noch vollkommen unklar ist, ob die Brennstoffzelle am Markt überhaupt bestehen und langfristig sichere Arbeitsplätze bieten kann.

… die Firma Cellcentric – vermutlich bedingt durch eben diese Unsicherheiten – den Ausbau ihrer Aktivitäten und Arbeitsplätze auf die angekündigte Gesamtzahl erst in mehreren Stufen plant.

… die gesamte Region, sogar die Stadt Weilheim selbst, über Fachkräftemangel klagt, sich die Situation durch die Ansiedlung der Cellcentric für die lokalen Betriebe weiter verschärft.

Fachkräfteangebot bis 2035

… nur durch eine nachhaltige Entwicklung eines breit aufgestellten lokalen Gewerbes in der Zukunft attraktive sowie sicherere Arbeitsplätze entstehen können!

Faktencheck zum Industriegebiet Rosenloh

Weil Wohn-, und Industriegebiete zwar gerne als lukrative Geldbringer dargestellt werden, in der Realität aber nicht selten Verluste für die Gemeindekassen produzieren.

… seriösen Studien zufolge Einnahmen aus Gewerbegebieten vor der Entscheidung meist überschätzt und Ausgaben und Folgekosten deutlich unterschätzt werden.

… laut dieser Studien bei Baugebieten mehr „aus dem Bauch heraus“ statt auf der Basis zuverlässiger Finanzprognosen entschieden wird.

… besonders Folgekosten für notwendige Infrastruktur außerhalb des eigentlichen Baugebietes gerne übersehen werden.

… das Risiko von typischen Schwankungen in der Geschäftsentwicklung von Unternehmen und damit der Steuereinnahmen außer Acht gelassen wird.

… die Gefahr einer ernsthaften finanziellen Schieflage des Projekts groß ist, wenn ein einzelnes Unternehmen – wie im Fall Rosenloh die Cellcentric – allein über die Hälfte der eingeplanten Einnahmen auf sich vereint und dies nicht durch besonders gute Ergebnisse anderer Unternehmen aufgefangen werden kann.

… bis heute kein aussagekräftiger Finanzplan für das Gewerbegebiet Rosenloh vorgestellt wurde, um erhoffte Einnahmen nachvollziehbar darzulegen.

… bis dato keine Risikoanalyse für die Absicherung möglicher unerwünschter Szenarien vorgelegt werden konnte.

Weil ein Verkehrsproblem an der Aral-Kreuzung und der L1200 teilweise verbessert wird, gleichzeitig aber 1.500 Fahrten pro Tag als zusätzlicher Verkehr im Städtle und auf dem Egelsberg entstehen.

.… die insgesamt 4.700 zusätzlichen Fahrten durch Pendler geballt zu Beginn und Ende der Arbeitszeiten auftreten werden.

… der Kolonnenverkehr bei Stau auf der A8 weiterhin zusätzlich durchs Städtle rollt und vom Verkehrsgutachter als „Sondereffekt“ nicht einbezogen wurde.

eine zusätzliche Straße noch nie für weniger Verkehr gesorgt hat.

… die große Mehrheit von uns Bürgerinnen und Bürger Weilheim so lebenswert finden, weil es noch naturnah und ländlich ist.

… weil wir nicht in einer Industriestadt wohnen wollen.

… der Wohnungsmarkt noch schwieriger, die Mieten und Kosten höher werden und sich viele das Wohnen in Weilheim nicht mehr werden leisten können.

… noch mehr Druck auf zusätzlichen Wohnungsbau zu erwarten ist, und dadurch weitere Wiesen und Äcker versiegelt würden.

… völlig unklar ist, ob die Berufspendler tatsächlich in Weilheim einkaufen und der lokale Einzelhandel profitieren wird.

Faktencheck zum Industriegebiet Rosenloh

Gemeinderat beschließt Bürgerentscheid am 24.4.22

In der Gemeinderatssitzung am 22.2.22 hat der Gemeinderat Weilheim einstimmig einen Bürgerentscheid zum Gewerbegebiet Rosenloh beschlossen.

Die Frage, über die die Weilheimer Bürgerinnen und Bürger abstimmen lautet:

„Sind Sie dafür, im Bereich Rosenloh circa 30 Hektar Gewerbeflächen für ortsansässige Unternehmen, die Ansiedlung für Klimaschutz-/ technologieunternehmen, sowie den Bau einer Entlastungsstraße zu ermöglichen?“