25% der Fläche nicht verkauft – Eigentümer halten Stand
Wie der Teckbote und die Stuttgarter Zeitung berichteten, sind nach wie vor die Eigentümer von insgesamt 25% der Flächen nicht bereit, zu verkaufen. Dadurch könnte die Ansiedlung von Cellcentric in Weilheim noch abgewendet werden.
Noch hält das Joint-Venture von Daimler Truck und der Volvo Group zwar am Standort Weilheim fest. Da aber bereits 2025 die Produktion anlaufen soll, sucht das Brennstoffzellen-Unternehmen nach anderen Standorten.
Das geplante Industriegebiet Rosenloh birgt in allen thematisierten Schutzgutkategorien erhebliche Verschlechterungen und Risiken
Der BUND bewertet in seiner Stellungnahme zum in Weilheim ausgelegten Bebauungsplan die Auswirkungen sowie die Möglichkeiten zur Reduzierung von Schäden für die Schutzgutkategorien Luft, Lärm, Wasser sowie Boden, Klima und Biotop. Der Verlust der Umweltleistungen von Böden ist nicht auszugleichen. Der Erhalt landwirtschaftlicher Nutzfläche ist zur Sicherung lokaler Nahrungsproduktion zwingend notwendig. Daraus ergibt sich zwingend die Notwendigkeit die Inanspruchnahme von Böden zu minimieren und spätestens nach einer Übergangsfrist auf den weiteren Verbrauch landwirtschaftlicher Fläche zu verzichten. Durch die Stadt wurde eine mögliche Reduzierung des ausgewiesenen Gebietes bisher nicht in Erwägung gezogen. Ein späterer Bauabschnitt Rosenloh II sollte bereits jetzt verbindlich ausgeschlossen werden.
Schutzgut Luft
Der Weilheimer Hauptluftstrom läuft über die Flächen im Rosenloh und wird durch die geplante mehrere hundert Meter lange und fünfzehn bis achtzehn Meter hohe Megafabrik durchschnitten. Insbesondere im Sommer sind Temperaturerhöhungen im besiedelten Bereich die Folge. Zudem können sich Luftschadstoffe wie Feinstaub und Ozon aufkonzentrieren, da sie im nächtlichen Luftaustausch nicht mehr ausreichend abtransportiert werden.
Schutzgut Lärm
Dem Bürgerentscheid wurde für „Rosenloh“ die Nutzung als „Gewerbegebiet“ zu Grunde gelegt! Nun werden 60 Prozent des Gebietes als Industriegebiet ausgewiesen und damit erheblich höhere Schadstoff- und Lärmemissionen ermöglicht. Insbesondere der zulässige nächtliche Lärm von Einzelereignissen ist somit in einem Industriegebiet in der Wahrnehmung der Menschen viermal lauter als der eines Gewerbegebietes.
Schutzgut Wasser
Die notwendige Anpassung an den Klimawandel erfordert eine Erhöhung des Speichervermögens von Böden und im Sinne von vorsorgender Anpassung die Vermeidung großflächiger Versiegelung. Der BUND fordert die Einholung eines Wassergutachtens, um die durch großflächige Versiegelung erwartbaren Minderung von Speicherkapazität und das sich daraus ergebende erhöhte Risiko für Überschwemmungen für die Kommune Holzmaden angemessen zu reduzieren.
Die Verwendung von Wasserstoff im Verkehrssektor leistet keinen wirklichen Beitrag zum Klimaschutz. Grund ist der sehr schlechte „Wirkungsgrad“ der Wasserstofftechnologie in der Mobilität. Drei Viertel der eingesetzten elektrischen Energie geht im Herstellungs- und Umwandlungsprozess als Wärme verloren. Das Umweltbundesamt geht davon aus, dass die Brennstoffzelle bei LKWs aufgrund der niedrigen Effizienz nur eine Nischenanwendung bleibt.
Der BUND fordert die Einholung eines neuen Artenschutzgutachtens, die Erstellung eines aktuellen Umweltberichtes und die Aktualisierung der Datenlage.
Beim Bürgerentscheid haben sich fast 1.500 Weilheimerinnen und Weilheimer gegen die Überbauung von Rosenloh ausgesprochen. Ein erheblicher Anteil der Weilheimer Bürger ist damit der gleichen Meinung wie die Umwelt- und Naturschutzverbände BUND, LNV und NABU. Nicht zuletzt aus diesem Grund fordert der BUND eine sorgsame Abwägung der Umweltgesichtspunkte und eine Minimierung von Eingriffen.
60 Traktoren und zahlreiche Fahrradfahrer und Fußgänger machten am Donnerstag, 21. April um und in Weilheim auf den drohenden Verlust von 30ha landwirtschaftliche Fläche aufmerksam.
Die zentrale Frage beim anstehenden Bürgerentscheid ist die Abwägung zwischen der für den Klimaschutz unverzichtbaren Erhaltung der Böden und dem einmal mehr Freiflächen zehrenden Bau der weltweit größten industriellen Brennstoffzellenfabrik. Seit Neustem bezeichnet Cellcentric sich selbst als „Klimawender“ und die geplante industrielle Groß-Serienfertigung als „Klimafabrik“. Die vom Umweltbundesamt (UBA) veröffentlichten Studienergebnisse zur Brennstoffzellentechnologie sind aufschlussreich, finden aber in der Diskussion um das Gewerbegebiet Rosenloh zu wenig Beachtung. Die Kernaussagen des UBA sind dabei deckungsgleich mit den Forschungsergebnissen des renommierten Frauenhofer Instituts.
Die Verwendung von Wasserstoff im Verkehrssektor leistet danach keinen wirklichen Beitrag zum Klimaschutz.
Grund ist der sehr schlechte „Wirkungsgrad“ der Wasserstofftechnologie in der Mobilität. Drei Viertel der eingesetzten elektrischen Energie geht im Herstellungs- und Umwandlungsprozess als Wärme verloren.
Das Umweltbundesamt geht davon aus, dass die Brennstoffzelle bei LKWs aufgrund der niedrigen Effizienz nur eine Nischenanwendung bleibt. Nach 30 Jahren Forschung ist das Potenzial zur Effizienzsteigerung bei dieser Technologie weitgehend ausgereizt. Aufgrund des hohen Energieverbrauchs und der hieraus resultierenden Energiekosten sind die Marktchancen der Brennstoffzelle im energieintensiven Fernverkehr gering. Es bleibt zu befürchten, dass auch aufgrund hoher öffentlicher Subventionen, die geplante Giga- Fabrik in Weilheim überdimensioniert und nicht ausgelastet sein wird. Ein marktorientierter und damit mehrstufiger Ausbau der Produktion wird nicht in Betracht gezogen. Dieser könnte im kleineren Stil auf bereits vorhanden Industrieflächen umweltfreundlich erfolgen. Paradoxerweise sollen unter dem wohlklingenden Namen „Klimafabrik“ für Klimaschutz und Nahrungsmittelproduktion wertvolle Ackerflächen im Rosenloh versiegelt werden. Es geht in Weilheim nicht nur um „Wasserstofffabrik kontra Grünland“, sondern möglicherweise auch um den Kampf gegen das Greenwashing von mit hohen Energieverlusten betriebenen Brennstoffzellen-LKWs.
25 Hektar Ackerland bedeuteten: 125 000 Brote pro Jahr, 75 Millionen Liter gefiltertes Grundwasser, CO2-Speicherung sowie schier unzählige Arten von Bodentieren und Mikroorganismen.
Dr. Thilo Sekol
„Gewerbesteuer“
Dieses Stichwort führen die Befürworter gerne ins Feld, wenn es um Argumente für die Brennstoffzellenfabrik geht. Hr. Dr. Thilo Sekol, ein Fachmann in Sachen Planung von Flächenerweiterungen rechnet vor, was von den versprochenen Einnahmen übrig bleibt.
1. Schritt: Von 1 Million € Gewerbesteuer bleiben zunächst ca. 331.000€
Wenn man von einer Million Gewebesteuer ausgeht, bleibt lediglich zunächst ca. ein Drittel übrig. Denn von diesen Abgaben muss die Kommune als „Solidaritätsbeitrag für weniger finanzstarke Gemeinden“ einen erheblichen Betrag an den Landkreis und das Land weiterreichen. Im Fachjargon sind das die „Gewerbesteuerumlage“ sowie die „Schlüsselzuweisung“
2. Das neue Gebiet erzeugt Folgekosten
Ein neues Gewerbegebiet muss unterhalten werden: Erschließung, Planung, Straßenbau, Kanalisation sowie weitere Personalressourcen schlagen zu Buche. Zudem müssen Rückstellungen für den Unterhalt gebildet werden. Unter dem Strich bleiben dann ca. 181.000€ übrig.
„Wenn eine Gemeinde das nicht tut, bürdet sie die Kosten künftigen Generationen auf“
Wenn man auf dieser Fläche ein Gewerbegebiet baue und davon ausgehe, dass die Kommune Gewerbesteuereinnahmen von zirka 300 000 Euro hat – jene Summe, von der die Kosten für Bau und Erhalt von Straßen und Kanalisation etc. noch nicht abgezogen sind – bedeute das pro Bürger und Tag acht Cent. „Ob es Ihnen das wert ist, müssen Sie entscheiden“
Dr. Thilo Sekol
War das schon alles? Nein, es kommen noch weitere Folgekosten hinzu
„Neue Arbeitsplätze vor Ort“…
…sind meist ein leeres Versprechen: Erstens werden viele Arbeitsplätze schlicht umgezogen, da viele Mitarbeiter*innen bereits in dem Joint-Venture angestellt sind. Die Einnahmen aus der Einkommensteuer fließen in dem Fall an deren Wohnort, der bei den meisten der bereits Angestellten nicht Weilheim werden wird. Zweitens wäre Cellcentric wohl das erste Unternehmen, das nach „Wohnort Weilheim“ als Einstellungskriterium neue Mitarbeiter*innen anstellt.
Werden tatsächlich „neue“ Arbeitsplätze in Weilheim geschaffen, benötigen die Mitarbeiter*innen mit deren Familien Wohnraum, Kinderbetreuung usw. Weitere Investitionen und Flächenversiegelung für ein weiteres Neubaugebiet wären die unausweichlichen Folgen.
„Diese Kosten trägt die Kommune zu 100 Prozent – Und die Kosten bleiben. Egal, ob das Unternehmen gut oder schlecht wirtschaftet“.
Lesen Sie auch den Artikel von Antje Dörr im Teckboten hier
Ihre Meinung
Solch ein schwerwiegender Eingriff in die Natur gehört verboten!
Ein Bürgerentscheid muss her. Viel zu viel Natur wird versiegelt, Tiere haben dort Schutz und große Flächen.
Unserer Gemeindeverwaltung entzieht sich anscheinend die derzeit herrschende Problematik in Weilheim. Es gibt keinen bezahlbaren Wohnraum für Familien (siehe Kaufpreisen über 5.250,- €/m² oder Mieten jenseits der 10,-€/m². Wolfgang Haidinger
Wir brauchen eine gesunde Umwelt für unsere Kinder und Enkel und Wohnraum für Familien und nicht für Spekulanten! Wolfgang Haidinger
Unglaubliche Fortführung der veralteten Vorgehensweise, Wiese und Ackerländ gegen Transformation Von den Gewerbesteuern, wann auch immer die fließen, muss Weilheim zunächst einmal die teure Infrastruktur bezahlen. Oliver Beck
Und jetzt soll auch noch ein neues Industriegebiet erschlossen werden, mit zusätzlichem Verkehrsaufkommen. Die sogenannte Umfahrung um Weilheim geht allerdings in die falsche Richtung, denn die hauptschlichen Staus befinden sich am Aichelberger Tunnel, und sollte auf der Umfahrung ein Stau entstehen wird der Verkehr zwangsläufig wieder durch Weilheim geführt.
Zuzug von hochspezialisierten Arbeitskräften treiben die Bau- und Mietkosten in die Höhe, dann wird's unerschwinglich, ein Häusle zu bauen oder für die Kinder eine bezahlbare Wohnung zu finden. Oliver Beck